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Peter Recker

Peter Recker wurde am 24. September 1913 als jüngster von drei Söhnen der Eheleute Wilhelm Recker und seiner Frau Elisabeth, geb. Görsmann, in Ahrweiler im Rheinland geboren. Nach einem schweren Reitunfall des zweitältesten Bruders Gustav ließ sich der Vater, ein Postbeamter, frühzeitig pensionieren und pflegte den wochenlang im Koma liegenden Sohn wieder gesund. Für den damals 5 Jahre alten Peter war dies ein einschneidendes Erlebnis. Die Familie übersiedelte nach Osnabrück, wo Peter den Großteil seiner Kindheit und Jugend verbrachte. Aus der Gegend stammte die Familie seiner Mutter, der Onkel mütterlicherseits – Gustav Görsmann1- war Priester in Gellenbeck, einem kleinen Ort südlich von Osnabrück, heute eingegliedert in Hagen am Teutoburger Wald.

Die Eltern entstammten beide katholischen Familien und achteten, ebenso wie der Onkel, auf eine religiöse Erziehung, die zwar streng, aber auch liebevoll und fürsorglich war. Trotz der bescheidenen Verhältnisse, in denen die Familie aufgrund der Frühpensionierung des Vaters leben musste, waren diese Kinder- und Jugendjahre in Osnabrück für Peter Recker eine sehr glückliche Zeit. Besonders der Onkel hatte entscheidenden Einfluss auf die Erziehung und Ausbildung Peters. Seiner Unterstützung verdankten die Kinder den Besuch des Gymnasiums Carolinum in Osnabrück. Dieser Onkel wurde später zu Reckers Förderer und Mentor, als es um die Entscheidung seiner Studienwahl ging. Zeitlebens verband Onkel und Neffe ein enges Verhältnis, das erst 1942 durch den Tod des Onkels im KZ Dachau ein Ende fand: Er hatte sich den Zorn der Nationalsozialisten in Gellenbeck zugezogen, weil er entgegen ihrer Anweisungen französische Kriegsgefangene seelsorgerisch betreut und aus seiner Ablehnung des Nationalsozialismus keinen Hehl gemacht hatte.

Nach einigen Jahren erfolgte ein erneuter Umzug der Familie nach Köln, wo Peter Recker das Abitur machte. Seine künstlerische Begabung war inzwischen offenkundig, doch die Eltern drängten zunächst für eine kaufmännische Ausbildung, da sie einen sicheren Beruf für ihren Sohn wollten. Fasziniert vom benediktinischen Ordensleben ging Peter Recker zunächst eine Zeitlang in das Kloster Beuron. Nach dieser Orientierungsphase entschloss er sich zu einem Kunststudium an den Kölner Werkschulen. Dort wurde er Schüler von Jan-Thorn Prikker und Friedrich Ahlers-Hestermann. Der niederländische Künstler Prikker hatte sich mit Monumentalkunst einen Namen gemacht und im niederrheinischen Raum große Glasfenster, Mosaiken und Wandbilder in Kirchen und öffentlichen Gebäuden geschaffen. Prikker unterrichtete auch August Macke und Heinrich Campendonk. Der zweite Lehrer Reckers war Friedrich Ahlers-Hestermann, Professor für Malerei und Zeichnung.

Nach dem Tod von Prikker 1932 und dem Entzug der Lehrerlaubnis für Ahlers-Hestermann durch die Nazis 1933 unternahm Peter Recker gemeinsam mit seinem Onkel und Mentor Gustav Görsmann erstmals eine Fahrt nach Italien. Der Besuch in Rom, insbesondere aber die byzantinischen Mosaiken in Palermo und Ravenna hinterließen bei ihm einen tiefen Eindruck. Die Faszination, die diese monumentalen Bilder aus Glas und Gold mit ihrer religiösen Botschaft auf ihn ausübten, weckten in Recker die Liebe zum Medium Mosaik, dem er sein Leben lang treu blieb.

Nach Deutschland zurückgekehrt schrieb sich Peter Recker an der Kunstakademie Berlin ein und wurde Schüler des Expressionisten Magnus Zeller, einem Kollegen und Zeitgenossen von George Grosz und Otto Dix. Da Zellers Arbeiten  ab 1933 zur „entarteten Kunst“ der Nationalsozialisten zählten, begleitete Recker seinen Lehrer Zeller 1935-1936 zu einem Studienaufenthalt an die Villa Massimo in Rom. Nach Deutschland zurückgekehrt, wechselte Recker erneut an die von Werner Peiner geleitete Landakademie Kronenburg in der Eifel, einer Depandance der Düsseldorfer Akademie. Als Meisterschüler Peiners widmete er sich dort weiter dem Studium der Monumentalmalerei. Auseinandersetzungen wegen künstlerischer Differenzen und dem zunehmenden Einfluss der Nationalsozialisten auf die Ausrichtung der Akademie durch Peiners Freund Göring veranlassen Recker zum Verlassen der Akademie.

1939 wird er zum Kriegsdienst eingezogen. 1942 wird Recker als einziger eines Offizierlehrgangs nach Italien beordert, die anderen Teilnehmer werden nach Russland abkommandiert. In Italien erlebt er das Ende des Krieges und kommt in englische Kriegsgefangenschaft. Als bekannt wird, dass sich unter den Gefangenen ein Maler befindet, kommt er aus dem Lager ins Hauptquartier des englischen Generals Block, der sich ein Porträt von Recker anfertigen lässt. Während der Kriegsgefangenschaft entstehen seine „Kriegstagebücher“: Aquarellzeichnungen von Menschen und Landschaft der italienischen Emilia-Romagna und der Adria, teilweise mit handschriftlichen Gedanken und Notizen versehen. Im Hauptquartier erfolgt auch die Begegnung, die sein weiteres Leben entscheidend beeinflusst: Er lernt die Italienerin Bruna Ceresola kennen, die dort als Dolmetscherin für Englisch und Deutsch arbeitet und später seine Frau wird. Die Geschichte der beiden hat der Schriftsteller Rudolf Hagelstange in seinem Buch „Venus im Mars“ – Liebesgeschichten in Zeiten des Krieges, niedergeschrieben.

Da sich das völlig zerstörte Deutschland auf den Wiederaufbau konzentriert, entscheidet sich Recker für einen Verbleib in Italien. Die Kriegserfahrung führt bei ihm zum Entschluss, seine Schaffenskraft ganz in den Dienst kirchlicher Kunst zu stellen. Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft geht er nach Rom und erhält zunächst eine Anstellung als künstlerischer Berater bei den archäologischen Ausgrabungen zu der Nekropole von St. Peter unter der Leitung von Monsignore Ludwig Kaas und Engelbert Kirschbaum. Unter anderem rekonstruiert er eine der frühesten Darstellungen des Jesus Christus als Sol Invictus in Anlehnung an die hellenistische Helios-Figur. Sein erster großer Auftrag kommt aus dem Collegium Germanicum-Ungaricum: Dort führt er zunächst in der Krypta Altarmosaiken mit Darstellungen deutscher Heiliger durch, anschließend dann das große Apsismosaik in der Kapelle des Collegio.

Diese Arbeit macht Peter Recker international bekannt. Einen Ruf an die Akademie nach Buenos Aires in Argentinien lehnt er ab, folgt aber 1950 nach seiner Heirat mit Bruna Ceresola Einladungen in die USA, wo auch sein 1923 ausgewanderter Schwiegervater lebt. Mit seiner Frau und den 1956 und 1958 geborenen drei Kindern lebt Recker von 1950 bis 1962 in Milwaukee, Wisc. In diese Zeit fallen große Auftragsarbeiten für Kirchen im ganzen Land.

Das Mosaik im römischen Germanicum führt dazu, dass sich Recker Jahre später in Eichstätt niederlässt. Zunächst aber hatte der Eichstätter Bischof Joseph Schröffer bei seinem Aufenthalt im Germanicum Reckers Mosaik gesehen. Er beauftragt Recker, ein Altarmosaik für die Kapelle im Priesterseminar Eichstätt zu gestalten. Das Zweite Vatikanische Konzil liegt in weiter Ferne, noch zelebriert der Priester die Messe auf Lateinisch mit dem Rücken zum Volk. Reckers Entwurf bindet den Priester am Altar perspektivisch in den Kreis der Jünger um Jesus beim Letzten Abendmahl ein. Dieser künstlerische Geniestreich macht Recker im Bistum Eichstätt und im ganzen süddeutschen Raum bekannt. 1955 stellt der damalige Regens Andreas Bauch den Kontakt zwischen Recker und dem Pfarrer von Tagmersheim, Max Stengl, her, der auf der Suche nach einem Künstler für die Ausgestaltung der renovierten Dorfkirche St. Jakobus ist. Die Arbeit erstreckt sich über mehrere Jahre und 1962 lässt sich Recker mit seiner Familie – nach einem Zwischenaufenthalt in Tagmersheim – in Eichstätt nieder.

Neben Arbeiten für Kirchen im Süddeutschen Raum (Konstanz, Waldershof, Pirmasens, Weiden u.a.) erhält Recker Aufträge von Pfarreien aus dem Bistum Eichstätt. Allerdings wird seine Arbeit durch Differenzen mit dem damaligen Leiter des Diözesanbauamtes Karljosef Schattner stark behindert, da dieser eine grundsätzlich andere künstlerische Auffassung vertritt.

Von 1962 bis zu seinem Tod 2003 lebt und arbeitet Peter Recker in Eichstätt. Neben Aufträgen für die Ausgestaltung von Kirchen im Bistum Eichstätt und süddeutschen Raum unternimmt er zahlreiche Reisen nach Italien, Griechenland, Frankreich und die Türkei, in deren Folge zahlreiche Aquarelle, Ölgemälde und Zeichnungen, auch Lithographien an eigener Presse, entstehen. 1982 macht Recker eine dreimonatige Reise durch China, Japan und Taiwan. Die Begegnung mit Ostasien und dem Buddhismus üben starken Eindruck auf Recker aus. So löst sich Recker in der letzten Phase seines künstlerischen Schaffens von der figurativen Darstellung und malt nun Bilder von abstrakter Form und Zartheit, die in ihrer amorphen Transparenz an die Tuscheaquarelle der Zen-Malerei erinnern.

Ein Schlaganfall setzt seiner Schaffenskraft ein Ende. Nach langer Krankheit stirbt Peter Recker am 28. Januar 2003 im Alter von 90 Jahren.

Seine von ihm geschaffenen Altarmosaiken und Kreuzwege in den Kirchen wollte Peter Recker stets verstanden wissen als „stumme Predigt von der Wand“ und Hilfe in der Zwiesprache mit Gott.

Romana Recker

1 http://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_G%C3%B6rsmann

Verzeichnis der Werke

Veranstaltungen und Termine

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Mittwoch, 10. April
18.30 Uhr
Stefan Weyergraf-Streit: Neu entdeckte Selbstbildnisse Loy Herings
Ort: Eichstätt, St. Walburg, Konferenzraum
Veranstalter: Eichstätter Diözesangeschichtsverein
20.00 Uhr
Mitgliederversammlung
Ort: Eichstätt, St. Walburg, Konferenzraum
Veranstalter: Eichstätter Diözesangeschichtsverein

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