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Walter Harrer

Walter Harrer prägte in 36 Jahren seiner Tätigkeit als Diözesansekretär das Kolpingwerk im Bistum Eichstätt. Von 1972 bis 2008 war er auf Diözesan-, Landes- und Bundesebene in den bestimmenden Gremien bei Kolping aktiv. Außerdem engagierte er sich in der sozialen Selbstverwaltung der AOK in Bayern.

Walter Harrer wurde am 30. März 1943 in Eichstätt geboren, besuchte in Eichstätt die Schule und absolvierte eine Ausbildung zum Drucker. Schon in jungen Jahren schloss er sich der Kolpingsfamilie Eichstätt an und wechselte auf Vorschlag von Diözesanpräses und Domkapi­tular Wilhelm Reitzer in die hauptamtliche Tätigkeit als Diözesansekretär. Aus dem Dienst der Diözese schied Walter Harrer am 31. März 2008 aus; er verstarb am 28. Mai 2012.

Die Aufgabenfelder, die Walter Harrer beackerte, bilden das breite Spektrum der Verbandsar­beit ab: Arbeit und Beruf, Ehe und Familie, Gesellschaft und Politik, Kultur und Freizeit. Das alles beherrschende Querschnittsthema war die Kirche mit all ihren Lebensvollzügen. Zum Themenfeld Arbeit und Beruf passte es, dass Walter Harrer von 1972 bis 1987 Geschäftsfüh­rer im Kolping-Bildungswerk, Diözesanverband Eichstätt e.V., war. In dieser Zeit wurden die Bildungszentren in Eichstätt, Ingolstadt und Weißenburg sowie die Kolpinghäuser in Eichstätt und Ingolstadt auf- und ausgebaut. Die berufs- und persönlichkeitsbildenden Seminare wur­den im Lauf der Jahre ergänzt durch Langzeitlehrgänge, die im Auftrag der Arbeitsämter so­wie in Eigenregie der bayerischen Kolping-Bildungswerke durchgeführt wurden. Hunderte junge Menschen erfuhren in dieser Zeit Orientierung und Hilfe zur Selbsthilfe auf ihrem Weg von der Schule in eine beruflich abgesicherte Existenz. Ganz im Sinne des Gesellenvaters Adolph Kolping widmete sich das Bildungswerk unter dem Wirken Walter Harrers auch der beruflichen Fort- und Weiterbildung und trug so dazu bei, dass Arbeitsplatzsicherung und die Weiterentwicklung des beruflichen Weges für viele Menschen gelingen konnte. Die Umset­zung der Katholischen Soziallehre in die Praxis war Walter Harrer ein Herzensanliegen. Soli­darität und Subsidiarität, Gemeinwohl und Nachhaltigkeit als Pfeiler einer menschlichen Ge­sellschaft, ohne die es nicht möglich ist, die Würde der Person als Gottes Ebenbild in der Welt wirklich werden zu lassen, bestimmten das Denken und Handeln von Walter Harrer.

In ungezählten Seminaren und Familienwochenenden erlebten die Teilnehmer den jungen Familienvater als humorvollen, musikalisch begabten und seinen Glauben lebenden und be­kennenden Menschen. Er verband die Phasen der eigenen Familienbildung mit seinen Aufga­ben im Bereich Ehe und Familie und konnte deshalb immer Verständnis für die Freuden, Sor­gen und Nöte der anderen Familien aufbringen.

„Mitmachen schafft Einfluss“ heißt es im Leitbild des Kolpingwerkes Deutschland. Für Walter Harrer ist diese Maxime gleich zu setzen mit seinem Engagement in der Sozialen Selbstverwaltung. Bereits zwei Jahrzehnte war er in der Vertreterversammlung der regionalen Selbstverwaltung der gesetzlichen Krankenversicherung tätig, ehe er 1999 in den Verwal­tungsrat der AOK Bayern einzog. Der Verwaltungsrat, das höchste Selbstverwaltungsgremi­um der AOK im Freistaat, setzt sich aus je 15 ehrenamtlichen Vertretern der Versicherten und der Arbeitgeber zusammen. Der Verwaltungsrat bestimmt die sozial- und unternehmenspoliti­sche Ausrichtung der AOK. In der Zeit des Wirkens von Walter Harrer hatte die AOK Bayern 4,8 Millionen Versicherte und ein Haushaltsvolumen von 18 Milliarden D-Mark. Mit ca. 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zählte die AOK zu den größten Dienstleistungsun­ternehmen in Bayern. Nominiert für die Tätigkeiten in der Sozialen Selbstverwaltung wurde er von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Arbeitnehmerorganisationen (ACA).

Walter Harrer zählte – zusammen mit seinem Vorgänger Toni Hein – zu den ersten Mitarbei­tern im Bischöflichen Seelsorgeamt. In der Konferenz der Abteilung Pastoral tat sich Walter Harrer – wie auch in allen verbandlichen Gremien – hervor durch sein offenes Wort. Nicht obrigkeitsstaatliches Denken war für ihn typisch, sondern die Frage, was in der Sache richtig ist, orientiert am Ausspruch von Adolph Kolping: „Die Nöte der Zeit werden Euch lehren, was zu tun ist“. Um bei Kolping die Schönheit und Freude des Glaubens an Gott erfahrbar zu machen, bereitete Walter Harrer unzählige Andachten, Gebetstage, Wallfahrten vor und or­ganisierte deren Ablauf in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Diözesanpräsides.

Als Papst Johannes Paul II. Adolph Kolping in die Schar der Seligen Gottes aufnahm, war Walter Harrer mit hunderttausenden Kolpingschwestern und –brüdern auf dem Petersplatz in Rom. Dieses Ereignis motivierte ihn zusätzlich in seiner Arbeit, die unter anderem in der Mitwirkung an der Erstellung des neuen Leitbildes des Kolpingwerkes Deutschland in Dres­den im Jahr 2000 seinen Niederschlag fand. In das zähe Ringen um den richtigen Geist und die richtigen Worte für diese Charta des Kolpingwerkes konnte Walter Harrer seine ganze Lebens- und Glaubenserfahrung einbringen. Die Bestätigung seiner Verdienste fand er in der Auszeichnung mit dem Goldenen Ehrenzeichen des Kolping-Bundesverbandes im Jahr 2008.

„Die Zukunft gehört Gott und den Mutigen“ (Adolph Kolping): Walter Harrers Arbeit wirkt im Kolping-Diözesanverband Eichstätt wie im Kolpingwerk insgesamt weiter.

 

Ewald Kommer
2020