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P. Gebhard Heyder OCD

Der am 30.11.1904 in Lorenzen, einem Ortsteil von Lappersdorf bei Regensburg, als Franz Xaver Heyder Geborene trat 1926 in den Orden der Unbeschuhten Karmeliten ein, erhielt den Ordensnamen Gebhardus a S. Laurentio und wurde in Regensburg 1930 zum Priester geweiht. 1934-35 weilte er in Würzburg und in Jerusalem zu einem vertieften Bibelstudium, das sein Schrifttum prägen sollte. Nach einem Aufenthalt im Kloster Reisach (Landkreis Rosenheim) wurde er Vikar im Kloster St. Theresia in Regensburg; zwischenzeitlich wurde er von Dezember 1940 bis März 1941 zum Militär eingezogen. Noch im Winter 1940 hatte er in Absprache mit seinem Bruder, dem im Dienst der NS stehenden Ortsgruppenleiter und Bürgermeister, die Karmelitinnen in Hainsacker, ebenfalls zu Lappersdorf gehörig, vor der Beschlagnahmung ihres Hauses gewarnt. Von 1942 bis 1944 war er Vikar im kleinen Konvent des damaligen Karmelitenklosters in Neumarkt/Opf. am Steilhang des Mariahilfberges.

Dieser Wallfahrtsort war bis zur Säkularisation von den Neumarkter Kapuzinern und seit 1906 von den Karmeliten der Bayerischen Provinz betreut worden. Die Karmeliten hatten an der Südseite der außen schlichten, innen aber von zartem Barock geprägten Kirche bald ein Kloster errichtet und der Wallfahrt zu neuem Aufschwung verholfen. Nach dem Krieg errichteten sie dort ein Schülerheim. Anfang der 1960er Jahre hatte auch der von Heyder vehement unterstützte Protest der Bevölkerung Pläne zur Schließung des Klosters verhindert.  Von 1984 bis 1995 befand sich das Noviziat des Ordens auf dem Mariahilfberg. Die letzten beiden Karmeliten mussten schließlich im August 2001 aufgrund der Personalknappheit das Kloster verlassen. 2004 traten polnische Redemptoristen, 2016 Mitglieder des 1984 in Argentinien gegründeten Instituts des fleischgewordenen Wortes an ihre Stelle.

Als Pater Gebhard nach Neumarkt kam, wurde das klösterliche Leben zunehmend eingeschränkt: Die Nationalsozialisten beschlagnahmten das Kloster und brachten darin eine Hitlerschule mit Internat, später ein Lazarett unter. Die Karmeliten mussten mit einem nahegelegenen Häuschen vorliebnehmen. Pater Gebhard hielt sich nicht an die Verordnung zu den kirchlichen Feiertage Christi Himmelfahrt und Fronleichnam vom Mai 1941. Daraufhin wurde er vom Amtsgericht Regensburg zu 30.- Reichsmark oder 3 Tage Gefängnis verurteilt. Nach einer eingelegten Berufung erhöhte das Landgericht Regensburg die Strafe auf 120.- Reichsmark bzw. 12 Tage Haft. So schon gerichtsbekannt, führten kritische Bemerkungen zum Regime und zum Krieg in Predigten vom 13. und 16. Juli nach einem dreistündigen Verhör durch die Gestapo am 20. Juli 1944 zu erneuter Haft. Heyders Weg führte vom Amtsgerichtsgefängnis Neumarkt über das Gerichtsgefängnis Regensburg Ende November in das Zellengefängnis Nürnberg. Am 20. Dezember 1944 verurteilte ihn schließlich der in Nürnberg tagende Volksgerichtshof zu Tode, weil er "... von der Kanzel herab die feindlichen Terrorangriffe als eine gerechte Strafe Gottes bezeichnet hatte ..." (Robert M. W. Kempner, NS-Todesurteile blieben ungesühnt, in: Der Spiegel vom 15.04.1964). Den Krieg verstand er als ein Strafgericht Gottes für die Völker und hielt dafür, dass Deutschland wieder zu Christus zurückkehren müsse.

Nach dem Krieg war gegen den mitverantwortlichen Richter Hans-Joachim Rehse ermittelt worden. Dieses Verfahren wurde jedoch am 14. Mai 1962 eingestellt. Das Urteil des Volksgerichtshofs sei zwar objektiv rechtswidrig gewesen, aber die Staatsanwaltschaft argumentierte, dass ideologisch verblendeten Richtern nicht nachgewiesen werden könne, dass sie mit bestimmtem Vorsatz das Recht verletzt hätten (Kempner).

Gebhard Heyders Todesurteil wurde nicht wie üblich sofort vollstreckt. Bis Ende März 45 blieb er mit zwei weiteren Todeskandidaten in einer engen Zelle eingesperrt, dann in das Zuchthaus Straubing verlegt. Am 25. April wurde er auf den Todesmarsch nach Dachau geschickt und am 1. Mai von den Amerikanern bei Landshut befreit.

Nach dem Krieg kehrte P. Gebhard nach Neumarkt zurück, leitete das neue Schülerheim und stiftete zum Dank für seine Errettung auf dem Mariahilfberg ein neben der Votivkapelle aufgerichtetes großes Holzkreuz. Er trat als produktiver, an der Hl. Schrift orientierter Schriftsteller auf. Vieles erschien im Eigenverlag. In meditativen Betrachtungen beachtete er stets die Einheit und Zusammengehörigkeit der alt- und neutestamentlichen Texte. Auch wusste er um die Kenntnisse der Naturwissenschaften als Bestandteil biblischer Hermeneutik. Es ging ihm dabei weniger um eine historisch-kritische Auslegung als vielmehr um den Bezug der biblischen Aussagen auf die Gegenwart und deren Deutung, oft in apokalyptischen Dimensionen. Marianisch orientiert, verteidigte er kirchlich nicht anerkannte Erscheinungen und Wunder und entwickelte dabei starke Kritik an verantwortlichen Vertretern der Kirchenbehörden. Für die Innerlichkeit des Glaubens und christlichen Lebens setzte er sich unermüdlich ein. P. Gebhard Heyder verstarb 18.5.1994 in Regensburg.

Erich Naab, 2020

 

Werke von und Literatur über Gebhard Heyder