Der Name Andreas Bauch ist in der Wissenschaft untrennbar verbunden mit grundlegenden Werken zur Eichstätter Diözesangeschichte. Dabei reicht seine Bekanntheit weit über die Grenzen des Bistums hinaus. Wenn von der Frühgeschichte des Bistums und seinen Quellen die Rede ist, kommt man um den Namen Andreas Bauch nicht herum. Doch er war nicht nur ein hervorragender akribischer Historiker, sondern übte auch eine Vielzahl von Funktionen aus und war darin sehr erfolgreich und geachtet.
Andreas Bauch wurde am 28. 2. 1908 in dem kleinen, abgelegenen Pfarrdorf Ensfeld geboren, das damals zum Landkreis Donauwörth (heute Landkreis Eichstätt) gehörte. 1918 trat er über in das Humanistische Gymnasium Eichstätt und wurde zwei Jahre später in das Knabenseminar der Diözese aufgenommen. Nach dem Abitur studierte er an der Philosophisch –theologischen Hochschule in Eichstätt Theologie. Am 29. 6. 1932 wurde er zum Priester geweiht. Nach nur eineinhalb Jahren als Kaplan in der Pfarrei St. Walburga in Nürnberg-Eibach wurde ihm das Amt des Subregens des Bischöflichen Seminars anvertraut. Dieser Institution blieb er Zeit seines Lebens eng verbunden. Unter schwierigen Umständen in der Zeit des Nationalsozialismus hatte er für den wirtschaftlichen und organisatorischen Betrieb des Seminars zu sorgen. Trotzdem fand er noch die Zeit, nebenbei zu promovieren mit einer Dissertation über das theologisch-aszetische Schrifttum des Eichstätter Bischofs Philipp von Rathsamhausen, die von der Universität Würzburg 1946 angenommen wurde. 1947 wurde er zum Professor für Allgemeingeschichte und Kunstgeschichte als Nachfolger von Ferdinand von Werden ernannt. Zusätzlich wurde ihm 1950 das verantwortungsvolle Amt des Regens des Seminars übertragen, das er bis 1971 innehatte. Hunderte von Priestern sind während dieser Zeit von ihm geprägt worden, und für eine noch größere Zahl von Schülern trug er die oberste Verantwortung in der Erziehung.
Umsichtig und tatkräftig führte Andreas Bauch das Bischöfliche Seminar durch die Jahrzehnte nach dem 2. Weltkrieg und trug wesentlich zum guten Ruf dieses Hauses bei. Es gelang ihm, die Priesterausbildung den neuen Bedingungen nach dem II. Vatikanischen Konzil anzupassen, und er verstand sich als behutsamer Erneuerer. Entsprechend den modernen pädagogischen Anforderungen teilte er das Knabenseminar in verschiedene Abteilungen auf. Dazu waren immer wieder Neu- und Umbauten erforderlich, die er mit großem Geschick verwirklichen konnte. Ein Höhepunkt war sicher 1964 das 400-jährige Jubiläum der Gründung, zu dessen Anlass er eine wissenschaftliche Festschrift herausgab.
An der Hochschule, die räumlich im Seminar integriert war, übte er z. B. das Amt des Prorektors aus von 1958 bis 1972. Nach der Zusammenlegung von theologischer und pädagogischer Hochschule war er der erste Dekan des theologischen Fachbereichs. Besonders beliebt waren seine Vorlesungen in Kunstgeschichte, die er mit seinem reichen Bildmaterial gestaltete.
Darüber hinaus wirkte Andreas Bauch engagiert und zielstrebig in verschiedenen Bereichen: Zusammen mit seinem Kollegen Prof. Franz Xaver Mayr ist es ihm gelungen, die bedeutende naturwissenschaftliche Sammlung des Seminars in der Willibaldsburg unterzubringen und dort nach einem Umbau das heutige Juramuseum zu gründen. Das ehemalige fürstbischöfliche Jagdschloß Hirschberg bei Beilngries, das zu den Liegenschaften des Seminars gehört, konnte er einer Modernisierung unterziehen und für den Neubau einer Kapelle mit Vortragssaal den Münchner Architekten Alexander Freiherr von Branca gewinnen. Nebenbei leitete er auch die Staats- und Seminarbibliothek von 1947 bis 1975, die 1965 in einen Neubau von Karljosef Schattner ziehen konnte.
Als Regens war Andreas Bauch Mitglied des geistlichen Rates der Diözese und des Bauausschusses. Mit seinem Fachwissen begleitete er die umfangreiche archäologische Grabung im Dom und die anschließende Restaurierung der Kathedrale. Als Berater in Sachen sakraler Kunst war er in der Diözese stets gefragt und wurde häufig zu Vorträgen eingeladen. Seiner Konsequenz und Überzeugungskraft ist es zu verdanken, dass sich Eichstätt dem Vorbild vieler Diözesen anschloss und ein attraktives, zeitgemäßes Diözesanmuseum erhielt, das 1982 eröffnet werden konnte.
Neben all diesen aufreibenden und umfassenden Tätigkeiten fand Andreas Bauch immer wieder Zeit für Forschungen und Publikationen. Sein Schriftenverzeichnis umfasst 200 Titel. Dazu gehören die Viten der Bistumspatrone als bedeutende Quelleneditionen, zahlreiche Kunstführer zu herausragenden Kunstdenkmälern, die Geschichte der Klöster und des Bischöflichen Seminars und Rezensionen. Zuletzt konnte er noch den Faksimileband des Pontifikale Gundekarianum herausgeben und die Initiative für die große Ausstellung zum Jubiläum des hl. Willibald im Jahre 1987 auslösen.
Für seine zahlreichen Verdienste wurde er im Jahr 1978 von der Stadt Eichstätt mit der Ehrenbürgerwürde geehrt. Auch die Zeit seines Ruhestandes war noch geprägt von eiserner Disziplin und Schaffenskraft. So absolvierte er täglich den Fußmarsch von seiner Wohnung zur Schutzengelkirche, wo er die hl. Messe feierte. Nach einer schweren Erkrankung verstarb er am 24. Oktober 1985 im Alter von 77 Jahren.
Wer das Glück hatte, Andreas Bauch kennen zu lernen, trat einem Menschen gegenüber, der als Priester, Theologe und als hoch angesehener Wissenschaftler über seine Erfolge hinaus bescheiden, bodenständig und in seiner eigenen freundlichen Art menschlich geblieben ist. Er war tief im Glauben verwurzelt. Sein erfolgreiches Wirken zum Wohle der Stadt und der Diözese lässt sich nicht allein an den äußeren Fakten ablesen. In vielen entscheidenden Angelegenheiten hat er im Hintergrund Fäden gesponnen, vermittelt und mit Hilfe seiner guten Kontakte geholfen, dass diese auch erfolgreich zu Ende geführt worden sind.
Emanuel Braun