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Schwester M. Reinholda Halbinger

Am 2. August 2012 verstarb im Kloster Mallersdorf, dem Mutterhaus der Armen Franziskanerinnen von der Heiligen Familie, Schwester M. Reinholda (Katharina) Halbinger. Sie war eine der letzten Schwestern aus Mallersdorf, die das Eichstätter Bischöfliche Seminar, seine Seminaristen und Alumnen, von 1866 bis 2005 durch vielfältige Dienste in Hauswirtschaft und Verwaltung, durch ihr stilles Vorbild, ihre Spiritualität und ihr Gebet, ihre Freundlichkeit und unermüdliche Hilfsbereitschaft sanft geprägt und mitgeformt haben.

Reinholda war am 20. November 1922 in Unterpisat bei Landhut, heute zur Gemeinde Furth gehörig, als zweites von sechs Geschwistern geboren. Katharina Halbinger, wie sie mit bürgerlichem Namen hieß, wuchs in einer frommen, tiefgläubigen Familie auf. Vier ihrer Tanten waren Mallersdorfer Schwestern, auch eine Cousine gesellte sich dazu; ein Cousin wurde Priester, eine leibliche Schwester fand ihre Heimat im Orden vom Guten Hirten. 19 Jahre blieb Katharina zu Hause. Als sie dort abkömmlich war, absolvierte sie im St. Jodokstift in Landshut sehr erfolgreich eine Lehre als Hauswirtschaftsgehilfin.  Am 15. Oktober 1945 trat sie in ihre Ordensgemeinschaft ein, am 1. August 1946 wurde sie eingekleidet und erhielt den Ordensnamen Reinholda. „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt“ (Joh 15,16) war das Programm, dem sie mit ihrem Leben zu entsprechen suchte. Nach dem ersten Noviziatsjahr wurde sie Köchin im Adelgundenheim in München, einem Waisenhaus der katholischen Jugendfürsorge. Dort blieb sie auch nach ihrer Profess in Mallersdorf am 10. August 1949 bis zum August 1957.

Dann übernahm sie die Küchenleitung des Eichstätter Priesterseminars. Sie war mit dem Zug in die Bischofsstadt gekommen und hatte Eichstätt gleich ins Herz geschlossen. „Das ist ja hier wie in Assisi“, soll sie über die barocke Kleinstadt spontan geäußert haben; und Eichstätt wurde ihr Assisi, der Ort ihrer Liebe zu Gott und zu seiner Schöpfung. 48 Jahre lang sorgte sie in guter, kollegialer und schwesterlicher Zusammenarbeit mit ihrem Team unermüdlich für frisches Gemüse im Garten, für hauseigene Wurst, für Brot und Backwaren und kräftiges schmackhaftes Essen, und das damals täglich für etwa 400 Personen in den drei Knabenseminaren und dem Alumnat, am großen Professorentisch mit seinen Gästen; die Schwesterngemeinschaft und die Angestellten des Hauses und der Landwirtschaft nicht zu vergessen. Wie hätten die vielen Festlichkeiten ohne ihren selbstlosen Einsatz stattfinden können, in denen sich das Seminar als Mitte im Bistum zeigte, wo der Klerus sich gerne seiner gemeinsamen Herkunft erinnerte? Ihr Engagement trug viel zu einem offenen Haus der Begegnung bei, das vielen in Erinnerung geblieben ist. Noch mancher ehemalige Student denkt mit Vergnügen daran, wie er sich bei der freigebigen Küche ein klein wenig revanchieren konnte und etwa zusammen mit Kollegen unter Aufsicht und Anleitung von Schwester Reinholda  mit bloßen Füßen Fässer voll Kraut einstampfen durfte. Bis 1999 leitete sie Küche und Hauswirtschaft und hat so dem Seminar etwas von dem Geist vermittelt, dem sich die Armen Franziskanerinnen von der Heiligen Familie verschrieben haben.

Am 5. Januar 2005 wurde die Mallersdofer Filiale im Eichstätter Priesterseminar nach 139 Jahren aufgelöst. (Mallersdorfer Schwestern waren bereits seit 1857 in der Stadt; ihre erste Filiale hatten sie bis 1926 im damaligen Marienheim, 1880-1935 noch eine weitere im Städtischen Waisenhaus.) Nachdem sie selbst 48 Jahre davon mitgestaltet hatte, verließ Schwester Reinholda, inzwischen 83 Jahre alt, zusammen mit Sr. Ansgaria und Sr. Amalburga, mit den Schwestern Ketilla, Avatia, Michaele und Agiboda ihre Wirkungsstätte im Seminar und zog ins Schwesternheim St. Maria nach Mallersdorf. Den Eichstättern blieb sie verbunden und freute sich besonders, wenn jedes Jahr die Neupriester zum Primizsegen kamen. Am 2. August 2012, am Abend von Portiunkula, verstarb Schwester M. Reinholda Halbinger, am 6. August wurde sie in Mallersdorf beigesetzt.        

Die Spuren, die die Mallersdorfer Schwestern in Eichstätt, einer der ersten Gründungen Nardinis, hinterlassen haben, sind tief, aber sie sind – ihrem stillen Wesen entsprechend – vor allem geistiger Art. Äußerlich erinnert an sie noch die ehemalige Schwesternkapelle im Seminar, dem seligen Paul Josef Nardini geweiht, der den Orden 1855 in Pirmasens in der Pfalz gegründet hatte. Ein kleiner Gedenkstein ist in der Nähe des ehemaligen, inzwischen aufgelassenen Schwesterngrabes im Ostfriedhof, östlich der alten Friedhofskapelle „Maria Schnee“, in die Mauer eingelassen.

Pius Schmidt/Erich Naab

Veranstaltungen und Termine

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Mittwoch, 10. April
18.30 Uhr
Stefan Weyergraf-Streit: Neu entdeckte Selbstbildnisse Loy Herings
Ort: Eichstätt, St. Walburg, Konferenzraum
Veranstalter: Eichstätter Diözesangeschichtsverein
20.00 Uhr
Mitgliederversammlung
Ort: Eichstätt, St. Walburg, Konferenzraum
Veranstalter: Eichstätter Diözesangeschichtsverein

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