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Jakob Engel (1632-1714) - Fürstbischöflich Eichstättischer Hofbaumeister

Am 30. November 2014, exakt am 300. Todestag des Jakob Engel, veranstaltete der Eichstätter Diözesangeschichtsverein ein wissenschaftliches Symposium über diesen Graubündener Baumeister, der als erster in einer langen Reihe seiner Landsleute das Stadtbild des „barocken Eichstätt“ geprägt hat. Historisch korrekt fand die Veranstaltung im Spiegelsaal der Residenz statt, der seine Rokoko-Ausstattung zwar erst später erhalten hat, sich aber in einem von Jakob Engel entworfenen Flügel des Gebäudes befindet.

Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des Diözesangeschichtsvereins, Prof. Dr. Erich Naab, und Grußworten der stellvertretenden Landrätin Tanja Schorer-Dremel und des Dompropstes und Generalvikars Isidor Vollnhals führte zunächst der erste Referent des Abends, Marco Marcacci, in die Geschichte des Misox ein. Dieses Alpental in Graubünden, selbst italienischsprachig, hat seit jeher eine Vermittlerfunktion zwischen dem italienischen Süden und dem Norden jenseits der Alpen eingenommen – als Handelsroute und Passstraße, früh aber auch als Heimat von wanderfreudigen Handwerkern und Künstlern wie Baumeistern, Stukkateuren und Kaminfegern, die meist während der Sommermonate in großer Zahl nach Süden wie nach Norden zogen, um im Ausland für ihren Lebensunterhalt zu arbeiten. Die meisten kehrten immer wieder in das Misox zurück; einige fanden an ihren Wirkungsstätten eine dauerhafte Heimat. Unter ihnen finden sich zahlreiche bedeutende Künstler, die das barocke Gesicht Mitteleuropas, wie wir es heute kennen, wesentlich gestaltet haben.

Einer dieser Baumeister aus dem Misox war Jacomo Angelini, der in Eichstätt den germanisierten Namen Jakob Engel annahm. Dr. Rembrandt Fiedler stellte diesen Künstler und Bauunternehmer, der es bis zum Fürstbischöflich Eichstättischen Hofbaumeister brachte, und dessen Werk in einem reich bebilderten und anschaulichen Vortrag vor. Jakob Engel kam 1661 mit 29 Jahren nach Eichstätt, um sich nach dem großen Stadtbrand von 1634 am Wiederaufbau der Willibaldsburg zu beteiligen. In der zerstörten Stadt waren Fachkräfte dringend benötigt. Er blieb von da an der Bischofsstadt verbunden; um 1683 ernannte ihn der Fürstbischof zum Hofbaumeister, und in zweiter Ehe heiratete Jakob Engel die Witwe eines Eichstätter Hofrates. Zahlreiche Gebäude in Eichstätt tragen seine Handschrift, so z.B. der ehemalige Domherrnhof „Ulmer Hof“ (heute Teilbibliothek 1 der Katholischen Universität und Sitz der Theologischen sowie der Religionspädagogischen Fakultät), Teile der ehemaligen fürstbischöflichen Residenz (heute Landratsamt) und die Heilig-Geist-Spitalkirche. Auch im Umland betätigte sich Engel als Baumeister; so findet man seine Bauwerke etwa in Spalt (Stiftskirche St. Emmeram), Adelschlag (Filialkirche St. Andreas) und Greding (ehemaliges fürstbischöfliches Schloss). Auch Pfarrhöfe von Landpfarreien, z.B. in Gelbelsee oder Wettstetten, haben ihn zum Urheber. Engels Bauten sind Vertreter eines schlichten (und vermutlich vergleichsweise kostengünstigen) Barock, der mit seinen klaren und geradlinigen Formen den Stil des Eichstätter Stadtbilds prägt.

Fulminant umrahmt wurde die Veranstaltung von der Camerata „De Gabrieli“ unter der Leitung von Dominik Harrer, die ein Konzert für Violine des (allerdings etwas später als Engel anzusiedelnden) Eichstätter Komponisten Joseph Michael Zink zur Aufführung brachte. Die jungen Musiker und die Violinsolistin Lucia Swientek brachten das Gesamtkunstwerk des Eichstätter Barock zum Klingen und Leuchten und bildeten mehr als einen würdigen Rahmen des Symposiums.

Weiterführende Hinweise

Mehr zur Veranstaltung:

Begrüßung der Versammelten durch Prof. Dr. Erich Naab

Radiobeitrag des Ingolstädter Kulturkanals

Literatur:

Schmid, Gabriele: Der Eichstätter Hofbaumeister Jakob Engel (1632–1714). Ein Beitrag zur süddeutschen Baugeschichte nach dem Dreißigjährigen Krieg. Augsburg 1987.

(Kostenlose Broschüre des Informationszentrums Naturpark Altmühltal:) Himmlischer Barock. Baumeister Jakob Engel. Sein Leben & seine Bauwerke im Naturpark Altmühltal. Eichstätt 2014. Diese Broschüre kann über die Homepage des Infozentrums heruntergeladen werden.

Eine Liste der Bauwerke Jakob Engels in Eichstätt und der Region findet sich auf der Homepage der Stadt Eichstätt.