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Viktor II. - Der Eichstätter Papst

 Papst Viktor II. (1055-57), als Gebhard I. 1042 bis 1057 Bischof von Eichstätt, und sein bewegtes Jahrhundert standen im Mittelpunkt einer gut besuchten Veranstaltung des Eichstätter Diözesangeschichtsvereins im Jesuitenrefektorium. Mit Prof. Stefan Weinfurter aus Heidelberg und Prof. Thomas Wetzstein aus Rostock waren zwei ausgewiesene Spezialisten gewonnen. Ihre Vorträge wurden musikalisch eindrucksvoll durch die Friedberger Harfenistin Dr. Marlene Elbl umrahmt.


Weinfurter gab in seinem Vortrag „Eindeutigkeit als Kernelement der Kirchenreform im 11. Jahrhundert“ einen aufschlussreichen Überblick über den dramatischen Wandel im Verhältnis von Papst und Kaiser, Kirche und Welt im 11. Jahrhundert; Wetzstein griff diese Ausführungen auf und richtete den Blick speziell auf Bischof Gebhard I.: „Viktor II. – ein Eichstätter auf dem Petrusthron“.

Ausgehend von Herrscherbildern in mittelalterlichen Evangeliaren veranschaulichte  Weinfurter den radikalen Umbruch im Zusammenspiel von Papst und Kaiser –  weg vom weltlichen Herrscher als Treuhänder Gottes, hin zum Papst als dem eigentlichen Stellvertreter Christi, dem sich auch der weltliche Herrscher zu unterwerfen hat. Bestand etwa bis zur Mitte des Jahrhunderts ein einvernehmliches Zusammenwirken, bei dem der Kaiser wie selbstverständlich seine Rolle als Schutzherr der Kirche wahrnahm und dabei ihm verbundene Bischöfe, ja selbst Päpste einsetzte, so kam es in der 2. Jahrhunderthälfte zur Vorherrschaft des Papsttums. Das führte u. a. dazu, dass der römisch-deutsche Herrscher seine Alleinstellung im Westen verlor, die Fürsten an Macht gewannen, dass sich allmählich Nationen herausbildeten, ein eigenes Kirchenrecht und ein eigenes weltliches Recht entstanden. Hatte Kaiser Heinrich III. (1039-56) noch die anfängliche Kirchenreform aktiv unterstützt, so wandte sie sich bereits unter seinem Sohn Heinrich IV. (1056-1106) gegen das Königtum. Weinfurter wies als Stimulus  der Entwicklung das Verlangen nach einer neuen „Eindeutigkeit“ auf, die die Verhältnisse in Kirche und Gesellschaft, in Herrschaft und Recht grundlegend veränderte. Vor allem Gregor VII. beanspruchte in bis dahin nicht gekannter und durchaus revolutionärer Weise umfassende Vollmachten für den Papst und einen absoluten Gehorsam. Das stieß zunächst auf den entsetzten Widerstand des königstreuen Episkopats – auch in Eichstätt, wie u. a. der erhaltene Liber Gundecarii zeigt; er fand aber zunehmend Anhänger auch unter den Fürsten.

26.10.2012: Viktor II - Der Eichstätter Papst