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Joseph Schröffer über Conrad Kardinal Preysing als Bischof von Eichstätt

Conrad von Preysing ist nur drei Jahre Bischof von Eichstätt gewesen. Aber diese drei Jahre haben genügt, ihn selbst im Bistum fest verwurzeln zu lassen, bei Volk und Priestern anderseits tiefe Eindrücke zu erwecken, die zu schönen, unvergesslichen Erinnerungen geworden sind.

Der Bischof hat in dieser Zeit gelegentlich das Wort gesprochen, nach dem er sich selber richten wollte: „Bischof werden und Mensch bleiben.“ Es ist dieses Motto kennzeichnend für ihn geworden. So haben wir ihn erlebt, als Bischof mit einer gewinnenden menschlichen Art.

I. Bischof
Er ist Bischof gewesen mit der ganzen Bereitschaft, seinem Bistum zu dienen. Es würde zu weit führen, hier sein Wirken zu würdigen: seine Sorge um die Stätte der Priesterbildung, das Seminar, das er nahezu täglich aufgesucht hat; sein Interesse für die theologische Wissenschaft, die er in seiner Diözese zu fördern gesucht hat durch die Gründung einer Reihe „Eichstätter Studien“, zur Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten der Professoren der Hochschule.

In seine Eichstätter Zeit fiel die Machtergreifung durch den Nationalsozialismus und der Beginn der Propagierung einer heidnischen Weltanschauung. Bischof Conrad hatte hier eine klare Haltung. Er sah deutlich die kommende unheilvolle Entwicklung voraus und trat von Anfang an mit Entschiedenheit für die Forderungen Gottes und ein unverfälschtes Christentum ein. Das trug ihm manche Gegnerschaft ein und führte beispielsweise dazu, dass bei einem SA-Treffen 1934 in Eichstätt das Bischofsbild zerschossen wurde.

II. Mensch
„Bischof werden und Mensch bleiben“: dieses Wort hat sich auch in seinem zweiten Teil an Bischof Conrad erfüllt. Wir alle, Priester und Volk, haben menschlich gewinnende Züge an ihm kennengelernt.

Volk
Obwohl seiner Veranlagung nach eher etwas gehemmt, zurückhaltend, kurz, ein Mann nicht vieler Worte, mehr nach innen gekehrt, von adeliger Gesinnung, hat er doch Kontakte zu den Menschen gesucht und gefunden. An jedem Ort, wohin ihn bischöfliche Amtshandlungen führten, hat er alle Kranken besucht. Seine Anwesenheit ist nicht auf Kirche und Pfarrhaus beschränkt geblieben. Trotz der ermüdenden Funktionen hat er es sich nicht nehmen lassen, in die Häuser und Wohnungen zu gehen und die Kranken dort aufzusuchen.

Weder seine adelige Abstammung noch seine hohe Stellung als Bischof haben ihn in eine reservierte Distanz geführt. Er war völlig natürlich, herzlich, ungezwungen im Verkehr mit allen. Es konnte auch einmal sein, dass er bei einem Gang durch die Stadt einem Arbeiter die Leiter hielt und an ihrem Fuß stehen blieb, um ein Abgleiten zu verhindern.

Priester
In besonderer Weise haben die Priester diese Seite an ihm erfahren: menschlich herzliche Verbundenheit. In ihrem Kreis war er gelöst und voll Humor. Da konnte er gelegentlich auch seine Imitationsgabe entfalten. Es war köstlich, wenn er beispielsweise den Verlauf der Sitzungen eines bestimmten bischöflichen Ordinariates wiedergab und dabei die einzelnen Vertreter in ihrer typischen Art, ihrer Sprechweise und ihrem Gehaben in täuschender Ähnlichkeit nachzuahmen wusste.

Manches wüssten über diese menschliche Seite die damaligen Professoren der Eichstätter Hochschule zu berichten, mit denen er freundschaftlich verbunden war, deren wissenschaftliche Arbeit er mit Interesse verfolgte, mit denen er aber auch sonst in menschlich netter Weise verkehrte. Mit einigen von ihnen pflegte er – was damals jedenfalls nicht etwas Alltägliches war – zum Schwimmen zu gehen. Als einmal einer ihrer Kollegen, der dafür bekannt war, sich kein Blatt vor den Mund zu nehmen, die Äußerung tat: er habe schon genug von einem, wenn er höre, dass er mit 35 Jahren bereits Prälat geworden sei, hat der Bischof geantwortet: „Da habe ich jetzt aber Glück gehabt – weil ich nicht mit 35 Jahren, sondern mit 34 ein solcher geworden bin.“ Er hat also die Bemerkung nicht übel genommen, sondern sie mit Humor quittiert.

Das sind nur einige wenige Züge an der Gestalt des Bischofs Conrad. Sie lassen aber schon verstehen, dass der Abschied, den Bischof und Diözese nach knapp drei Jahren enger Verbundenheit von einander nehmen mussten, beiden schwer gefallen ist: dem Bischof, der sich in dieser Diözese ungemein wohl gefühlt hatte und in einem Brief diese Zeit als die wohl glücklichste seines Lebens bezeichnet hat; aber auch dem Volk und den Priestern, die seine Erinnerung hoch in Ehren halten.

Aufnahme des Bayerischen Rundfunks am 17. Juli 1970 [Maschinenschriftl. Manuskript]


Bischof von Eichstätt
Bischof von Berlin – Würdigung
Zeittafel
Quellen und Literatur